Quelle: Rheinische Post - Freitag, 15. September 2000 - Nr. 215 |
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Kreuzweihe an der Autobahn: Gestern Abend wurde das von Erkrather St.-Sebastianern errichtete, zwölf Meter hohe Holzkreuz von Kardinal Meisner feierlich, in Anwesenheit vieler befreundeter Schützenvereine und kommunaler Spitzen geweiht. Ministerpräsident Wolfgang Clement hatte kurzfristig abgesagt. Sein Bayernkollege Edmund Stoiber war zu Gast. |
RP-Foto: Janicki |
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Erkrath erlebte gestern bei der Kreuzweihe der St. Sebastianus-Bruderschaft mit Kardinal Meisner
einen denkwürdigen Festtag |
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Mit Handschlag bedankte sich Joachim Kardinal Meisner bei den Husaren (hier Dr. Kirchhoff), die ihn zuvor hoch zu Ross in seiner Limousine eskortiert hatten. Er wolle gerne wieder kommen, bekannte er nach dem Kreuzweihfest. |
RP-Foto: Janicki |
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Bleibt fröhlich, gläubig
und treu - eben kreuzfidel" |
Von MONIKA SPANIER |
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ERKRATH. Heiter und gelöst,
voll froher Erwartung zog gestern Abend nach dem Pontifikalamt in der Johanneskirche
die Prozession bei festlichem Glockengeläut Richtung A3-Autobahnbrücke
zum Eickener Busch. Mit den Fähnchen tragenden Messdienern, den Blaskapellen,
den vielen Schützen aus mehr als sechs befreundeten Vereinen in ihren
Uniformen, den am Straßenrand Spalier stehenden und aus dem Fenster
gelehnten Zuschauern war's wie Fronleichnam im Herbst, als die Geistlichkeit
des Pfarrverbandes Johannes der Täufer und St. Mariä Himmelfahrt
sich mit dem Kölner Kardinal Meisner in der Mitte auf den Weg zur
Kreuzweihe machte. Das ganze Dorf schien auf den Beinen. "Ich freue mich
so. Ist das ein schönes Fest!" Eine Hochdahlerin war begeistert. Schon
beim Gottesdienst, der in Konzelebration gefeiert wurde, standen die Menschen
teilweise dicht an dicht gedrängt. |
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Respekt vor dem Vorhaben |
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Vergessen alle Bitterkeit,
als die Diskussion ums Kreuz im Umweltausschuss noch Fronten aufbaute,
als die Menschen gestern im Abendlicht den Hügel neben der Autobahnbrücke
erklommen - der Kardinal sprach später vom "heiligen" Berg. "Das zwölf
Meter hohe Kreuz wurde nicht nur für Erkrath, sondern für ganz
Nordrhein-Westfalen errichtet", betonte Kardinal Meisner und fügte
schmunzelnd hinzu: "Von ihm geht der Wunsch aus, bleibt und seid kreuzfidel
und damit fröhlich, gläubig und treu." Er segnete das von der
Erkrather St. Sebastianus-Bruderschaft aufgestellte Zeichen, als Sieg über
Sünde und Tod, als Stärkung und Schutz für alle Menschen.
Zu jenen, die nach dem feierlichen Halleluja eine Fürbitte sprachen,
gehörte auch Pastor Gerhard Herbrecht von der evangelischen Schwestergemeinde
Erkrath. Zur Erinnerung an die Weihe am Festtag der Kreuzerhöhung
senkte Brudermeister Ernst Jüntgen schließlich eine Kiste mit
Alltagsgegenständen ins Kreuz-Fundament. Schön anzuschauen war
das von der Frauengemeinschaft mit Blumenblättern ausgelegte Emblem
der Sebastianer auf dem Rollrasen.
Respekt vor einem "ungewöhnlichen
Vorhaben" in einer Zeit, da Kreuze aus öffentlichen Räumen verschwinden
müssen und die Treue zum Glauben nicht mehr selbstverständlich
ist, sprach Hochmeister Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein aus und übermittelte
die Glückwünsche der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften.
Landrat Thomas Hendele würdigte das Kreuz an "dieser exoponierten
Stelle" neben der Autobahn als Beitrag einer "Bürgerinitiative", die
ein Zeichen setze gegen die gesellschaftliche Realität von Gewalt.
Er nahm Bezug auf den Terrorakt von Düsseldorf. Seinen Gedanken des
Werteverlustes griff Bürgermeister Arno Werner auf: Traditionen müssten
ständig erneuert und aktiv gelebt werden. In diesem Sinne sah er das
Kreuz der Christen auch als Zeichen der Verpflichtung zum Handeln, denn:
"An ihren Taten werdet ihr sie erkennen."
Das Kreuz ist auch ein Symbol
für neues Hören und Sehen. Das war am Eickener Busch irgendwie
spürbar. Wer stand dort jemals geborgen wie auf einer ruhigen Insel,
umgeben vom tobenden und tosenden Autobahnlärm und doch mitten in
einer Menge von gut gelaunten, bald munter in der Halle weiter feiernden
Menschen? |
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